Jeder noch so grosse Strom, der sanft, breit und träge ins Meer fliesst, begann ganz klein. Als Wildbach hoch oben in den Schweizer Alpen vielleicht? Natürlich bildet sich ein Strom aus vielen grossen Flüssen, diese wiederum entstehen aus unzähligen kleineren Flüssen, und in die Flüsse fliessen Bäche. Jeder dieser Bäche aber – und sei er noch so klein – hat seinen eigenen Ursprung, seine eigene Quelle. Wenn es in den Alpen heftig regnet oder der Schnee im Frühling rasch schmilzt, reissen die Wildbäche Unmengen von Feststoffen mit, die sich im Laufe der Zeit in Trichtern gesammelt haben. Feststoffe, das sind hauptsächlich Bäume, Äste, Eisblöcke und allerlei Gestein.
Oberlauf
Je schneller ein Fluss fliesst und je mehr Wasser er mit sich führt, desto stärker ist die Erosion. Der Oberlauf führt noch nicht allzu viel Wasser, ist aber steil, sodass das rasch fliessende Wasser vor allem eine Tiefenerosion verursacht. Die unterspülten Hänge rutschen nach: In weichem Gestein entstehen V-Täler, in hartem und festem Material enge Schluchten mit steilen, fast parallel verlaufenden Wänden links und rechts.
Mittellauf
Mittellauf nennt man den Abschnitt, in dem zwar mehr Wasser, dieses aber schon wesentlich langsamer fliesst. Das Geschiebe aus dem Oberlauf transportiert der Fluss im Mittellauf weiter, so dass in diesem Abschnitt in der Regel ein Gleichgewicht zwischen Abtragung und Ablagerung herrscht. Gruben sich im Oberlauf die Wasser vor allem in die Tiefe, so macht sich der Fluss im Mittellauf breiter und breiter. Die Tiefenerosion macht der Seitenerosion Platz. Dies vor allem, weil der Fluss im Mittellauf mehr in Kurven fliesst, er mäandert.
Unterlauf
Es scheint, dass der Fluss im Unterlauf müde geworden ist. Er führt zwar viel Wasser mit sich, dieses fliesst aber meist langsam und gemütlich. Das ganze Geschiebe aus Ober- und Mittellauf lässt er auf seiner Reise durch den Unterlauf nach und nach liegen. Fliesst er endlich in einen See, so bildet er ein Delta. Das herangeführte Gestein lagert sich bei der Flussmündung ab. Sand und Schlamm aber treibt es weiter in den See hinaus.
Meer / See
Fliesst ein Fluss in einen See, dann ist er noch nicht am Ziel. Er macht sozusagen eine Ruhepause. Denk an die Rhone aus dem Wallis. Sie fliesst in den Lac Léman (Genfersee) und bei Genf verlässt sie diesen wieder, um dann viel später als Strom ins Mittelmeer zu münden. Der Rhein ist ein gutes Beispiel: Er durchfliesst den Bodensee, um schliesslich bei Rotterdam auf die Nordsee zu treffen. Oder der Inn: Er fliesst durchs schöne Engadin, trifft bei Passau auf die Donau und endet schliesslich im Schwarzen Meer. Es gibt natürlich auch Flüsse, für die ein See bereits Endstation ist. Die Linth zum Beispiel ist im Zürichsee am Ende ihrer Reise. Der Abfluss aus dem Zürichsee ist die Limmat, und diese fliesst bei Gebenstorf (im Wasserschloss) zusammen mit der Reuss in die Aare.
Flüsse sind Transportwege. Schiffe fahren auf ihnen und bringen Waren von A nach B. Flüsse transportieren auf dem Grund aber auch viel Geschiebe. Ganz viele grosse und kleine Steine. Die kleinen sind Kiesel. Sie rollen auf dem Flussgrund (Rolling Stones) mit. Noch feiner ist der Sand. Nimmt die Flussgeschwindigkeit rapide ab, wie zum Beispiel in einem See, dann bleiben die Steine und der Sand liegen.